Jackie Chan Mega-Artikel anlässlich meines Jackie-Mega-Marathons – 74 Filme von 1973 bis 2020!

Jackie Chan ist eine lebende Legende. Er ist einer der weltweit bekanntesten und bestbezahlten Filmstars und einer der letzten noch aktiven Actionhelden seiner Ära. 2016 erhielt er völlig zu Recht den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk. Jackies Actionszenen anzuschauen, ist so, als würde man Gene Kelly beim Tanzen zusehen. Er hat einen perfekten Rhythmus, ist Meister seines Fachs, unglaublich kreativ und geschickt, und sein Enthusiasmus ist ansteckend. Seinen künstlerischen Höhepunkt hatte Jackie in den 1980ern in Hongkong, lange vor seinem Durchbruch in den USA Mitte/Ende der 1990er.

Jackie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und da er ein schlechter Schüler war, wurde er als 7-Jähriger für zehn Jahre auf die China Drama Academy geschickt. Die CDA war eine Pekingoper-Schule, wo Kinder damals eine extrem strenge und fordernde Ausbildung erhielten. Jackie nannte die Zeit rückblickend eine „Dekade der Finsternis.“ Aber er war auch sehr dankbar für die Ausbildung, die er dort erhielt. An der CDA lernte er Kampfkunst, Akrobatik, Tanzen und Singen. Ab seinem 14 Lebensjahr verdingte Jackie sich als Stuntman und wurde schnell bekannt als jemand, der eine gute Leiche im Hintergrund abgeben konnte. Aber vor allem als derjenige, der auch die Stunts performte, die sonst niemand machen wollte. Die Popularität der Pekingoper sank in den 1960ern, da mit dem Wirtschaftsboom auch der Boom von Filmen und Fernsehen mit einherging. Jackie konnte die Skills, die er mühevoll in der CDA erlernt hatte, in die Filmindustrie mitnehmen.

1971 war er erst 17 Jahre jung, als er seine erste Hauptrolle in einem Low-Budget-Independent-Klopper (Marathon-Film #1) erhielt. Es folgte eine Reihe von billigen, schnell abgedrehten und weitgehend erfolglosen Filmen unter der Führung von Lo Wei, dem Mentor und Regisseur von Bruce Lee. 1978, also sieben Jahre nach seiner ersten Hauptrolle, wurde er mit zwei Filmen von Großmeister Yuen Woo-ping, dem späteren Action-Choreografen der Matrix-Trilogie sowie von Crouching Tiger, Hidden Dragon, fast über Nacht zum größten Superstar in Asien. Mit Die Schlange im Schatten des Adlers (Marathon-Film #7) und vor allem dem ersten Drunken Master-Film (Marathon-Film #10) füllte Jackie das Vakuum, das der frühe Tod von Bruce Lee in der Hongkong-Filmindustrie hinterlassen hatte.

Golden Harvest, neben Shaw Brothers damals das größte Filmproduktions-unternehmen in Hongkong, nahm den 24-jährigen Jackie daraufhin für eine Riesensumme unter Vertrag. Nicht nur das, sondern sie gaben ihm von Anfang an enorm viel Freiheit und Kontrolle über seine Produktionen. Jackie war oft nicht nur Hauptdarsteller, sondern gleichzeitig Drehbuchautor, Regisseur und Action-Choreograph. Manchmal wurde unerhörte neun Monate an einem Film gedreht, oder eine dreiminütige Szene war Jackie so wichtig, dass ein ganzes Monat lang daran gewerkelt wurde. Den Perfektionismus kennt man den Filmen aus dieser Zeit auch an.

Zweimal versuchte der asiatische Star, der viel Respekt und Anerkennung für das amerikanische Kino hatte, in den frühen 1980ern in Hollywood durchzustarten (Marathon-Filme #16 und #24), und zweimal scheiterte er. Die kreative Freiheit, die Jackie in Hongkong genoss, vermisste er in den USA schmerzlich. Erst 1996 schoss der H.K.-Film Rumble in the Bronx an die Spitze der US-Charts. 1998, als Jackie schon 44 Jahre alt war, legte er mit der US-Produktion Rush Hour nach, mit dessen Ergebnis er persönlich nicht viel anfangen konnte. Ganz anders sah es das amerikanische Publikum, das den Film in die Top 10 des Jahres katapultierte. Die Fortsetzung von 2001 war an den Kinokassen sogar noch erfolgreicher. Zum Glück ist Jackie der Hollywood-Durchbruch nicht bereits früher gelungen, denn sonst hätte es einige großartige HK-Produktionen nicht gegeben.

Das Hongkong-Actionkino hatte in den 1980ern und frühen 1990ern eine goldene Periode, und Jackie war dessen wichtigster und berühmtester Vertreter. Fernab vom Stil der Shaw-Brothers-Kostümfilme und von der Ernsthaftigkeit und Brutalität der Bruce Lee-Werke entwickelte Jackie seinen ganz eigenen Stil und verknüpfte Action und Comedy wie sonst niemand zuvor oder seither. Seine Figuren sind fast immer rechtschaffene, einfache Leute, die keineswegs so unbesiegbar sind wie jene, die Lee, Schwarzenegger, Norris oder Seagal verkörperten. Da Jackie auf Action steht, aber Gewalt verabscheut, sind die Gewaltdarstellungen in seinen Filmen fast nie exzessiv. Die Kampfszenen sind meist wie ein wunderschön choreografierter, akrobatischer, lustiger Tanz. Inspiriert von amerikanischen Stummfilmstars wie Buster Keaton und Harold Lloyd waren Jackies Darbietungen theatralisch und Zirkus-ähnlich. Akrobatik, Humor, Slapstick und halsbrecherische Stunts wurden zu seinen Markenzeichen. 1986 wäre Jackie bei einem Stunt fast umgekommen.

Actionfilme sind für mich, aufgrund ihrer aufregenden Schauwerte, das cinematischste aller Filmgenres, noch vor Musicals. Während ein Musical aber auch auf einer Bühne gut funktionieren kann, gilt dasselbe für Action-inszenierungen keineswegs. Actionfilme sind somit die filmischten Filme, die man machen kann. Actiondarsteller gibt es wie Sand am Meer, aber der kleine Jackie ist wohl der ultimative Actionstar. Nicht nur, weil er charismatisch, unglaublich talentiert und kreativ ist, sondern auch weil er durch seine Karriere hindurch so gut wie alle seiner Stunts selber performt hat. Natürlich ohne CGI oder schnelle Schnitte, die im US-Film oft nicht vorhandene Skills kaschieren sollen.

Mein Marathon beinhaltet alle Filme, in denen Jackie eine Hauptrolle spielt und ein paar, in denen er eine nennenswerte Nebenrolle ausfüllt. Ausgelassen habe ich eigentlich nur Kinderrollen, Gastauftritte und voice acting-Jobs in Kung Fu Panda und ähnlichen Animationsfilmen. Am Ende des Artikels findest du die Liste der Marathon-Filme, der Einfachheit halber zunächst nur mit den deutschen Titeln. Da die englischen Titel die geläufigeren, „offizielleren“ sind (und die deutschen teilweise einfach schlecht), werde ich diese für die einzelnen Blogbeiträge selbst hernehmen.

Bitte nicht wundern, dass in der Liste Meister aller Klassen III in der Chronologie vor II und I kommt. Diese „Trilogie“ ist gar keine. Die Filme haben keinen inhaltlichen Zusammenhang (!) und wurden von deutschen Verleihfirmen unter diesen Titeln veröffentlicht. Dasselbe gilt für Powerman I-III. Bei der Superfighter-„Trilogie“ ist es minimal komplizierter: Fearless Hyena 2 (1983, deutsch: Superfighter II) ist der Nachfolger von The Fearless Hyena (1979, deutsch: Superfighter III). Superfighter ist in Wahrheit Project A (1983, A gai waak) und hat mit den beiden anderen Filmen wieder genau gar nichts zu tun. Zum Glück verschont uns der deutsche Filmverleih heutzutage vor solch dummdreister Willkür.

Die Filme werde ich mir immer mit Originaltonspur und englischen Untertiteln ansehen, außer bei den US-Filmen, denn da reicht natürlich die Originaltonspur. Meine Rezensionen basieren also auf diesen Fassungen. Die deutsche Synchro ist oft sehr schwach, und ich kann mich erinnern, dass manchmal sogar in Rainer Brandt-Manier dumme Sprüche hinzugefügt wurden. Heart of Dragon (Powerman 3) etwa hat es hier besonders übel erwischt. Bei vielen der alten deutschen DVDs bekam man, wenn man die Originaltonspur mit deutschen Untertitel auswählte, sogenannte „Dubtitles“, also statt einer originalgetreuen Übersetzung einfach die deutsche Synchro in Textform. Noch viel schlimmer war es zu VHS-Zeiten, in denen man die Jackie-Filme fast immer kürzte. Aber genug mit den Horrorgeschichten aus der dunklen Vergangenheit. Bei jedem Marathon-Eintrag werde ich eine Heimkino-VÖ empfehlen, welche die ungeschnittene Originalfassung in bester Bildqualität bietet.

Nun denn. Es gibt viel zu schauen, packen wir’s an:

  1. Der Meister mit den gebrochenen Händen (1973)
  2. Meister aller Klassen III (1976)
  3. Hand of Death (1976)
  4. Tiger der Todesarena (1976)
  5. Wooden Man (1976)
  6. Der Herausforderer (1977)
  7. Die Schlange im Schatten des Adlers (1978)
  8. Die Unbesiegbaren der Shaolin (1978)
  9. Master of Death (1978)
  10. Drunken Master: The Beginning (1978)
  11. Meister aller Klassen II (1978)
  12. Superfighter III (1979)
  13. Dragon Hero (1979)
  14. Meister aller Klassen (1980)
  15. Karate Bomber (1980)
  16. Die grosse Keilerei (1980)
  17. Dragon Lord (1982)
  18. Mission Force (1983)
  19. Superfighter II (1983)
  20. Winners & Sinners (1983)
  21. Superfighter (1983)
  22. Powerman (1984)
  23. Tokyo Powerman (1985)
  24. The Protector (1985)
  25. Powerman II (1985)
  26. Powerman III (1985)
  27. Police Story (1985)
  28. Armour of God – Der rechte Arm der Götter (1986)
  29. Project B (1987)
  30. Action Hunter (1988)
  31. Police Story 2 (1988)
  32. Canton Godfather (1989)
  33. The Prisoner (1990)
  34. Armour of God II: Der starke Arm der Götter (1991)
  35. Twin Dragons (1992)
  36. Police Story III: Supercop (1992)
  37. City Hunter (1993)
  38. Hard to Die (1993)
  39. Drunken Master (1994)
  40. Rumble in the Bronx (1995)
  41. Jackie Chan’s Thunderbolt (1995)
  42. Jackie Chan’s First Strike (1996)
  43. Mr. Nice Guy (1997)
  44. Jackie Chan ist Nobody (1998)
  45. Rush Hour (1998)
  46. Under Control (1999)
  47. Shang-High Noon (2000)
  48. Spion wider Willen (2001)
  49. Rush Hour 2 (2001)
  50. The Tuxedo – Gefahr im Anzug (2002)
  51. Shanghai Knights (2003)
  52. Das Medallion (2003)
  53. In 80 Tagen um die Welt (2004)
  54. New Police Story (2004)
  55. Der Mythos (2005)
  56. Rob-B-Hood (2006)
  57. Rush Hour 3 (2007)
  58. The Forbidden Kingdom (2008)
  59. Stadt der Gewalt (2009)
  60. Spy Daddy (2010)
  61. Little Big Soldier (2010)
  62. Karate Kid (2010)
  63. 1911 Revolution (2011)
  64. Armour of God: Chinese Zodiac (2012)
  65. Police Story – Back for Law (2013)
  66. Dragon Blade (2015)
  67. Skiptrace – Auf der Jagd nach Matador (2016)
  68. Railroad Tigers (2016)
  69. Kung Fu Yoga – Der goldene Arm der Götter (2017)
  70. The Foreigner (2017)
  71. Bleeding Steel (2017)
  72. The Knight of Shadows (2019)
  73. The Iron Mask (2019)
  74. Vanguard – Elite Special Force (2020)

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