Jackie Chan Mega-Marathon Bonus-Film Nr. 1

Ride On

Deutscher Titel: Ride On – Die Zweite Chance
Originaltitel: Long ma jing shen
Englischer Titel: Ride On
Erstveröffentlichung: 7.4.2023
Deutsche Erstveröffentlichung: 24.8.2023 (DVD und Blu-ray)
Laufzeit: 126 Min.
Empfohlene Heimversion: Die deutschen Heimkino-Scheiben kommen von Plaion (ehemals Koch Media), daher wird das sicher eine sehr solide VÖ werden.

Fast genau ein Jahr ist es her, dass ich mit Vanguard (2020) den letzten Jackie-Film in meinem 74-Filme-Marathon besprochen habe. Seitdem hat es keinen neuen Film mit ihm in der Hauptrolle gegeben. Bis jetzt: Am 24. August 2023 erscheint bei uns das Pferde-Drama Ride On. Aber nicht nur das. Noch vorher, und zwar in zwei Wochen – am 28. Juli – soll hierzulande der bereits 2018 gedrehte Actionfilm mit John Cena unter dem Titel Hidden Strike veröffentlicht werden. Dazu melde ich mich selbstverständlich wieder. Doch zuerst schauen wir mal dem Gaul ins Maul.

Luo Zhilong (Jackie) war lange Zeit erfolgreich als Stuntman im Filmbusiness tätig. Eines Tages bewahrt er ein neugeborenes Fohlen, das einer Produktionsfirma gehört, vor dem Einschläfern. Er zieht es auf und behandelt es wie einen Sohn. Zhilong trainiert das Tier und macht aus ihm ein Stunt-Pferd für Filmdrehs. Nach einer schweren Verletzung kann er nicht mehr weitermachen und es folgten Bankrott und eine Trennung. Heute bietet er, obwohl er sichtlich in die Jahre gekommen ist, seine Dienste in der Filmstadt immer noch ab und zu an. Wenn es bei den Sets keine Gigs für ihn oder sein Pferd gibt, verkleidet er sich als Indianer und versucht, Touristen zu überreden, für Geld Fotos zu machen und auf dem Tier zu reiten.

Zhilong ist hoch verschuldet und erfährt, dass sein geliebtes Pferd von einer Bank zwangsversteigert werden soll. Es hatte nämlich der mittlerweile insolventen Produktionsfirma gehört hat und soll nun Eigentum der Bank sein. Zhilongs Hof, auf dem er lebt, soll übrigens auch versteigert werden. Das scheint ihm aber egal zu sein, denn es ist immer nur von dem Tier die Rede. Zhilong hat kein Geld für einen Anwalt, also nimmt er nach langer Zeit wieder Kontakt mit seiner Tochter Xiao Bao auf, die Rechtswissenschaft studiert. In seiner Lebenskrise hatte er seine Tochter sitzen lassen, ebenso wie ihre Mutter, die später verstorben ist. Xiao Bao will jedoch nichts mit ihrem Vater zu tun haben.

Sie geht später in sich und erinnert sich daran, dass ihre Mutter ihr am Sterbebett gesagt hatte, dass sie Zhilong nicht abweisen soll, wenn er Kontakt mit ihr aufnimmt. Was folgt, kann man sich denken: Xiao Bao lernt ihren Vater zunächst verstehen, dann schätzen und am Ende sogar lieben. Ihr Freund Mickey, ein frisch gebackener Anwalt, soll Zhilong helfen, dass er sein Pferd behalten darf. Dann meldet sich ein alter Freund beim alten Stuntman und Pferdeflüsterer und gibt ihm eine Chance, mit seinem Vierbeiner bei einem großen Film mitzuarbeiten.

Ride On ist ein extrem einfach gestricktes, plattes, harmloses, rührseliges Drama, garniert mit kurzen Scharmützeln und banalem Humor. Eine der besten Sachen an Jackie war immer, dass er wirklich gut kämpfen konnte und sich bewegen konnte. Bei Hollywood-Fights lässt man es dagegen meist mit schnellem Schnitt und den richtigen Kamerawinkeln nur so aussehen. Jetzt ist es auch bei Jackie so weit, dass man sein Alter mit diesen Tricks kaschieren muss.

Dass Ride On kein geiles Action-Brett wird, konnte man sich vorher schon denken. Ein gutes Drama wäre willkommen gewesen, aber auch dazu hat es nicht gereicht. „Abgehalfterter ehemaliger Performer hat persönliche Probleme und seine Glanzzeiten längst hinter sich, und bekommt dann die Chance an alte Erfolge anzuschließen“ gibt es auch in gut, wie etwa The Wrestler (2008) und Rocky Balboa (2006). Oder in okay, wie Hustle (2022) mit Adam Sandler. Sogar Bud Spencer hat zwei brauchbare Filme mit dieser Plot-Prämisse gemacht, Sie nannten ihn Mücke und Der Bomber.

Wer sehen will, wie ein fast 70-jähriger Jackie mit einem Pferd spricht, oft heult und Referenzen auf seine alten, weitaus besseren Filme abliefert, der wird gut bedient. In einer Szene beschwert sich seine Figur, dass etwas verloren geht, wenn man Computergrafiken statt echter Action verwendet. Hier hätte Ride On die Chance gehabt, eine relevante Aussage zu machen, doch leider setzt sich der Film außerhalb dieser einen Szene nicht weiter mit diesem Thema auseinander.

Ride On ist sehr offensichtlich von Jackies echtem Leben inspiriert. Auch er war jahrelang ein erfolgreicher und gefeierter Stuntman. Nicht nur das: Jackie hat ebenso eine Tochter, die er vernachlässigt hat. Sie wirft ihm vor, dass er das deshalb tue, weil er mit ihrer lesbischen Ehe nicht einverstanden sei. Anfang Juli 2023 ist übrigens ein Video viral geworden, dass Jackie und seine angeblich echte Tochter zeigt, die sich zu Tränendrüsen-Musik weinend Szenen aus seinen alten Filmen ansehen. Tatsächlich ist es eine Szene aus diesem Film. Mit Ride On zeigt uns Jackie eigentlich nur, dass man kein totes Pferd reiten soll. Es hatte seine Glanzzeit und seine Errungenschaften sind anzuerkennen, aber irgendwann sollte halt auch Schluss sein.

Bewertung:

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