Jackie Chan Mega-Marathon X

Drunken Master

Deutscher Titel: Sie nannten ihn Knochenbrecher
Originaltitel: Jui Kuen / Zui quan
Englischer Titel: Drunken Master
Alternativtitel: Drunken Master: The Beginning (dt.), Der Superbomber mit der schnellen Faust
Erstveröffentlichung: 1978
Deutsche Erstveröffentlichung: 1979
Laufzeit: 111 Min.
Empfohlene Heimversion: Die UK-Blu-ray von Eureka ist weltweit aktuell die beste Kaufversion und es gibt immer noch keine deutsche Blu-ray (Stand: August 2021). Das Bild der deutschen DVD „Drunken Master: The Beginning“ ist zu dunkel und kann natürlich auch bei der Schärfe nicht mit den internationalen Blu-ray-Versionen mithalten.

Wong Fei-hung (Jackie) gibt in der Kung-Fu-Schule unter der Leitung seines Vaters gerne den Klassenclown. Der Meister und Herr Papa ist am Verzweifeln, weil er so einen frechen Rabauken als Sohn hat, der sogar seinen Lehrer ärgert und bloßstellt. Eines unbeschwerten Tages will Wong seinen Freunden zeigen, wie man sich von einer Dame ein Küsschen stehlen kann. Zu diesem Zwecke legt er eine Schlange unter die Beine der Auserwählten, worauf diese ihm in die Arme springt. Doch die Mutter hat es gesehen und weist Wong mit ihrem Kung Fu in die Schranken.

Ohne es zu wissen, hat Wong seine Kusine belästigt und mit seiner Tante gekämpft. Diese beschwert sich bei ihrem Bruder, Wongs Vater, über „Sexbesessene“ in der Stadt. Als sich herausstellt, wer der Übeltäter war, platzt dem Meister der Kragen. Weitere Disziplinarmaßnahmen scheitern, also sieht der Vater keinen Ausweg mehr: Sein Sohn muss ab sofort ein Jahr lang knallhartes Training unter Bettler So absolvieren. Wong versucht zu fliehen, aber der alte So findet ihn.

Dem unwilligen Schüler gelingt schließlich die Flucht, woraufhin er zufällig auf einen Kopfgeldjäger trifft, der in der Kampfkunst-Community für seinen „Devil’s Kick“ bekannt ist. Wong ist wieder mal frech und legt sich mit dem tödlichen Kämpfer an. Der Kopfgeldjäger besiegt ihn jedoch nicht nur, sondern demütigt und erniedigt den jungen Kung-Fu-Schüler. Weinend läuft dieser zu Bettler So zurück und will weiter trainieren. So weiht Wong schließlich in die Techniken der „Acht Betrunkenen Götter“ ein, den ultimativen Kung-Fu-Stil. Um diesen zu meistern, muss man sich ordentlich Alkohol in die Figur werfen. Die Drunken-Boxing-Techniken wird der Rabauke brauchen, denn der Teufelsfuß wird auf seinen Vater angesetzt.

In den späten 1970ern geriet der Produzent Lo Wei finanziell unter Druck und „verlieh“ Jackie, mit dem er ohnehin keinen Erfolg hatte, für zwei Filme an das Produktionsstudio Seasonal Films. So entstanden unter der Regie des späteren Kult-Choreografen Yuen Woo-ping die frühen Jackie-Chan-Klassiker Snake in the Eagle’s Shadow und Drunken Master. Spielte ersterer bereits unglaubliche 2,7 Mio. Hongkong-Dollar ein, holte Drunken Master sogar satte 6,7 Mio. an den Kinokassen und machte aus Jackie den neuen Stern am asiatischen Kinohimmel. Wie in Honkong damals so üblich, folgte sofort eine Reihe an Filmen (ohne Jackie), die versuchten, an den Erfolg von Drunken Master anzuknüpfen. Vom deutschen Filmverleih bekamen diese so tolle Titel wie etwa Schnapsnase und Schlappohr, Schlitzauge sei wachsam und Saufbold und Raufbold.

Der junge Jackie ist in Drunken Master sehr verspielt und voller Energie, die ansteckend ist. Er improvisiert, hat irrsinniges Timing und eine immense Körperbeherrschung. Was die Kampfchoreo-graphie angeht, sind wir noch nicht ganz am Höhepunkt seiner Schaffenskraft, aber mehr als zuvor wird die Umgebung in die Fights eingebaut. Stühle, Tische, Sitzbänke und Tücher kommen alle zum Einsatz. Das Drunken Boxing, das Jackie zur Schau stellt, ist unterhaltsam und wunderbar anzuschauen. Der Endkampf ist erneut großartig. Die Erzählweise von Drunken Master hat keinerlei Dringlichkeit und einen vielleicht schon zu lockeren Handlungs-ablauf. Im Vergleich mit Snake in the Eagle’s Shadow hat Drunken Master noch mehr Slapstick und Humor, der wie üblich breit angelegt und manchmal auch derb ist.

Trotzdem findet sich der Film auf so gut wie allen Bestenlisten asiatischer Filme und auch einigen prestigeträchtigeren Bestenlisten westlicher Herkunft, wie den „1000 Films to See Before You Die“ der britischen Publikation The Guardian. Der ebenfalls britische Blu-ray-Herausgeber Eureka, welches als das UK-Äquivalent des amerikanischen Cineasten-Labels Criterion Collection gilt, nahm Drunken Master in ihre Reihe „Masters of Cinema“ auf. In dieser erscheinen hochrangige internationale Klassiker der Filmgeschichte. Das ist viel Ruhm und Ehre für eine Kung-Fu-Komödie.

Ich persönlich mag Snake in the Eagle’s Shadow, der sehr ähnlich ist, lieber. Dennoch ist Drunken Master classic Jackie und ohne Frage auch historisch interessant. Der zweite Teil (J.C. Marathon Nr. 39), der eineinhalb Jahrzehnte später entstand, stellt dieses vergleichsweise doch bescheidene Frühwerk allerdings in den Schatten. Nach den zwei Produktionen für Seasonal Films musste Jackie wieder zu dem von ihm mittlerweile verhassten Lo Wei zurück, an den er leider noch vertraglich gebunden war. Diese unglückliche, wirtschaftlich-kreative Ehe sollte jedoch zum Glück bald geschieden werden.

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