Jackie Chan Mega-Marathon XVI

The Big Brawl

Deutscher Titel: Die grosse Keilerei
Originaltitel: The Big Brawl
Alternativtitel: Battle Creek Brawl; Kleiner, laß die Fetzen fliegen
Erstveröffentlichung: 1980
Deutsche Erstveröffentlichung: 1981
Laufzeit: 96 Min.
Empfohlene Heimversion: UK-Blu-ray mit dem Titel „Battle Creek Brawl“. Deren Bild basiert auf einem 4K-Scan des Originalnegativs.

Im Chicago der 1930er sind Jerry Kwan (Jackie) und Nancy ein nettes, frohgemutes, junges Liebespaar. Jerry trainiert gerne mit seinem Onkel (Mako) Kung Fu und hilft seinem Vater, der ein Restaurant betreibt, gegen Schutzgelderpresser. Der alte Papa meint, dass Jerry endlich etwas Ordentliches mit seinem Leben anfangen soll, und dass sein Training und das Kämpfen für nichts gut seien. Tatsächlich bringt es ihnen Ärger ein: Die Gangster sind auf der Suche nach einem guten Kämpfer, werden auf Jerrys Fähigkeiten aufmerksam und wollen zunächst sein Potenzial testen. Sie beobachten ihn bei einem Rollschuh-Wettrennen und schicken ihm zwei chinesische Kämpfer, die ihn herausfordern. Danach ist sich der Mafiapate Dominici (José Ferrer) sicher: Jerry ist gut genug, um beim großen Kampf in Battle Creek in Texas mitzumachen.

Die Gangster kidnappen die Verlobte von Jerrys Bruder und wollen ihn so zwingen, für sie bei dem Event mitzumachen. Jerry beginnt ein intensives Training mit seinem Onkel und schafft es nicht, die Verlobte zu befreien. Also fährt er mit Nancy und dem Onkel nach Battle Creek, um an dem Kampf teilzunehmen. Seine Bedingungen, neben der Freigabe der Verlobten: Er darf das Preisgeld behalten und die Gangster sollen in ihrem Stadtteil in Chicago kein Schutzgeld mehr erpressen. Dominici setzt viel Geld auf Jerry und stimmt zu. Die große Keilerei wird vor einem großen Publikum auf der Straße und mit bloßen Fäusten abgehalten. Die einzige Regel: Keine Waffen. Dennoch handelt es sich um ein offizielles Event, inklusive Nationalhymne, einer Parade und Polizeiaufgebot. Jerrys Endgegner ist ein langsamer, aber mächtiger Koloss namens Billy Kiss.

Nach dem riesigen Erfolg mit The Young Master war The Big Brawl, a.k.a. Battle Creek Brawl, der erste von drei Versuchen, Jackie Chan auch in den USA zu einem Star zu machen. Dazu holte sich Golden Harvest das Team, das für den Bruce-Lee-Hit Enter the Dragon verantwortlich war, inklusive Regisseur Robert Clouse. The Big Brawl ist ein reines Jackie-Vehikel und um seine physischen Talente aufgebaut. Trotzdem war der Film nicht der Kassenerfolg, den man sich erhoffte. Mit Jackies Hollywood-Durchbruch sollte es erst beim dritten Anlauf klappen. Gerade als dessen Hongkong-Filme wie The Fearless Hyena und vor allem The Young Master wirklich großartig wurden, erfolgte hier ein – vorübergehender – großer Schritt zurück. Doch es gibt auch Positives zu berichten.

Beim Dreißigerjahre-Dekor hat man sich viel Mühe gegeben und das Budget von The Big Brawl war das bis dato höchste eines Jackie-Films. Im Vergleich mit den Hongkong-Produktionen ist die Action jedoch unglaublich langsam, behäbig und unspektakulär. Den kleinen Jackie inmitten von Muskelmännern, Wrestlern und anderen Schwergewichten zu sehen, hat auch eine gewisse Komik. Obwohl er zu dem Zeitpunkt bereits etwa acht Jahre Erfahrung als Stuntkoordinator hatte, durfte Jackie bei der Produktion diese Rolle nicht ausfüllen, und hatte somit zu wenig Kontrolle über den Großteil der Actionszenen. Man merkt jedoch, dass er immer wieder mal seine Einfälle einbauen konnte. Einige der Kämpfe sehen leider aus wie die Probe und nicht wie der eigentliche Kampf.

Die Trainingssequenzen mit dem charismatischen Mako gehören zu den besten des Films. Mako wurde immer wieder gerne gecastet, wenn eine Hollywood-Rolle nach einem erfahrenen Asiaten verlangte. Dass Mako Japaner ist und kein Chinese, dürfte damals sowohl den Produzenten als auch dem Publikum egal gewesen sein. Heute ginge so etwas nicht mehr durch. Die Rolle von Nancy (gespielt von Kristine DeBell, die vier Jahre zuvor die Hauptrolle in der Porno-Version von „Alice in Wonderland“ spielte) gibt nicht viel her, aber es ist genug Chemie zwischen ihr und Jerry vorhanden. Wie bei Enter the Dragon zuvor lieferte hier Lalo Shifrin die Musik ab. Die Titelmelodie ist ziemlich eingängig.

Mako und Jackie

Jackie konnte damals so gut wie kein Englisch, tat sich hörbar schwer und wirkt in den Dialogszenen oft etwas steif. Seinen Text lernte er rein phonetisch und somit wusste er gar nicht, was die Worte bedeuten, die aus seinem Mund kamen. Jackie nannte Jahre später in Interviews mehrere Gründe, warum The Big Brawl nicht so big war, wie erhofft. Er sagte, dass ihn das amerikanische Publikum nicht kannte, mit seinem komplexeren Kampfstil nichts anfangen konnte, und sich auch die Medien nicht für ihn interessiert hätten. Die Amerikaner würden brutalere Action bevorzugen, bei der der Gegner nach einem Schlag oder einem Schuss bereits am Boden liegt.

The Big Brawl ist der vielleicht mittelmäßigste Film von Jackies langer Karriere. Er ist witzig, aber nicht lustig. Er ist nicht langweilig, aber auch nicht spannend oder besonders unterhaltsam. „Jackie light“, sozusagen. Der Film hat auch eine angenehme Leichtigkeit, was man ihm anrechnen kann. Da er innerhalb der Jackie-Filmografie ein solch ungewöhnlicher Eintrag ist, und damit eine angenehme, wenn auch nicht herausragende Abwechslung darstellt, gehen sich gerade noch drei statt zwei Sternen aus – auch Dank Mako und der Musik.

Nach The Big Brawl platzierte Golden Harvest Jackie als japanischen Rennfahrer in der Burt-Reynolds-Komödie The Cannonball Run (Auf dem Highway ist die Hölle los). Die Idee von Produzent Raymond Chow war die, dass das amerikanische Publikum sich durch solche Nebenrollen an chinesische Gesichter gewöhnen sollte. Zum Glück kehrte Jackie bald wieder nach Hongkong zurück. Frustriert darüber, wie das Ergebnis bei The Big Brawl ausgefallen war, wollte Jackie seinen eigenen Historien-Actionfilm drehen. So entstand der ungleich genialere Jackie-Vorzeigefilm Project A (J.C. Marathon #21). Jackie musste für The Big Brawl außerdem das Rollschuhfahren lernen, was er wenig später in Wheels on Meals (J.C. Marathon #20) wieder einsetzte. Woran man wohl wieder erkennt, dass einfach nichts umsonst ist im Leben.

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