Jackie Chan Mega-Marathon XXVII

Ka Kui (Jackie) ist ein aufgeweckter, junger Supercop. Der Vorzeigepolizist und seine Kollegen werden auf den kriminellen Geschäftsmann Chu Tu angesetzt, der mit Drogen handelt. Die groß angelegte, verdeckte Operation fliegt auf und die Zielperson flieht. Ka Kui liefert sich mit Chu Tu und seinen Männern eine Verfolgungsjagd, bei der sie mit ihren Wagen einen Abhang hinunterfahren. Dabei fetzen sie durch eine Barackensiedlung hindurch, wobei ein Gebäude nach dem anderen demoliert wird. Bald darauf hängt er mit einem Regenschirm an einem Doppeldeckerbus und schafft es danach, diesen zum Stopp zu zwingen. Der Drogenboss bietet ihm viel Geld an, wenn Ka Kui ihn laufen lässt, aber der ist unbestechlich.

Für eine Verurteilung von Chu Tu liegen womöglich nicht genügend Beweise vor, also soll dessen festgenommene Sekretärin Salina Fong (Brigitte Lin) gegen ihren Boss aussagen. Ka Kui soll sie bis zum Gerichtstermin beschützen. Seine Freundin May (Maggie Cheung) ist böse auf ihn, weil er nie Zeit für sie hat, freche Sprüche ablässt und auf eine attraktive Frau aufpassen muss. Miss Fong ist zunächst widerwillig, aber nach einigen Tricks kooperiert sie scheinbar. Als sie dann aber flieht und nicht vor Gericht erscheint, fällt die Anklage gegen Chu Tu zusammen, auch dank dessen windigen Anwalts. Ka Kui gibt jedoch nicht auf, weswegen die Gangster ihm einen Mord an einem Polizeikollegen anhängen. Dafür opfern sie einen ihrer Maulwürfe.

Ka Kui stellt sich, aber als sein Vorgesetzter ihn einsperren will, nimmt er ihn als Geisel. Wie besessen heftet sich der verleumdete Polizist an den vom Gesetz unantastbar scheinenden Drogenboss und seine Männer. Miss Fong stiehlt geheime Daten von Chu Tu, druckt sie auf Papier aus und steckt sie in eine Tasche. In einem Einkaufszentrum wollen sich die Gangster Miss Fong schnappen, worauf Ka Kui eingreift und ein irres Wettrennen um die alles entscheidende Tasche beginnt.

Police Story zählt nicht umsonst als einer, wenn nicht der, beste Jackie-Chan-Film. Er gefällt auch Actionfans, die mit dem kleinen chinesischen Helden sonst nicht viel anfangen können. Ernste Krimiszenen wechseln sich mit Comedy und Action ab. Regisseur und Hauptdarsteller Jackie erzählte in einem Interview, dass er sich zuerst die Actionszenen ausdachte, und dann zu seinen Schreibern ging, damit diese die Action in eine sinnvolle Handlung integrieren. „Action first, story second“, wie Jackie sagte.

Gleich zu Beginn sehen wir die eingangs beschriebene, sehr beeindruckende Verfolgungsjagd. Diese Sequenz hat Michael Bay für Bad Boys II geklaut, in dem ebenso Autos durch eine Barackensiedlung und dabei einen Abhang hinunterrasen. Mit dem Unterschied, dass es in Bays Version noch mehr Explosionen und herumfliegendes Wellblech gibt, und Will Smith am Steuer sitzt. Jackies Freund Sylvester Stallone ahmte die Szene, in der Jackie einen Doppeldeckerbus mit seiner Pistole zum Halt bringt, in Tango & Cash nach. Die actiongeladene Eröffnung von Police Story wird nur durch das furiose Finale im Einkaufszentrum übertrumpft. Bei diesem gibt es so viele Szenen, in denen Glas zu Bruch geht, dass die Stuntleute den Film scherzhaft „Glass Story“ nannten. Jackie importierte für diese Szenen spezielles Glas, das dicker als übliches Zuckerglas war. Die Folge waren mehr verletzte Stuntleute, aber auch beeindruckendere Bilder.

Als Jackie-Chan-Vorzeigefilm hat Police Story natürlich auch sonst viele verdammt gute Stunts zu bieten, die sowohl von Jackie als auch seinem Team performt werden. Einer der Stuntmänner lag nach dem Sturz von dem Doppeldeckerbuss sechseinhalb Stunden im Koma. Immer und immer wieder gab es in seinen früheren Filmen Verletzte. Jackie betonte immer wieder, dass er für seine Fans alles geben und großartige Filme hinterlassen will. Wenn er die Reaktionen des Publikums auf die irren Stunts sieht, dann war es die ganzen Schmerzen wert, sagte er. Police Story hat einen von Chans berühmtesten Stunts. Im Finale rutscht er im Einkaufszentrum an einer Stange mehrere Etagen nach unten, reißt mehrere Lichterketten ab und kracht im Erdgeschoss in ein Kiosk. Dabei erlitt Jackie Verbrennungen zweiten Grades auf seinen Handflächen, renkte sich das Becken aus, verletzte seinen Rücken, und nur durch Glück zog der Stunt keine Lähmung nach sich. Als ihn ein vergleichsweise einfacher Stunt für seinen nächsten Film fast das Leben kostete, begann Jackie, seinen Wagemut zu überdenken (dazu mehr in J.C. Marathon Nr. 28).

Es folgte eine Reihe von Filmen mit Jackie, die ebenso „Police Story“ im Titel haben. Bis auf Teil 2, der an das Original anschließt, nehmen diese aber nicht aufeinander Bezug. Zuletzt erschien Police Story 2013, in dem er, wie auch in New Police Story von 2004, eine andere Figur spielt. Das „Time Out“-Magazin wählte Police Story zum viertbesten Actionfilm aller Zeiten, und stellte ihn damit über Klassiker wie Terminator 2: Judgment Day, Raiders of the Lost Ark, Die Hard und Mad Max 2: The Road Warrior. Das amerikanische Cineasten-Label „The Criterion Collection“ nahm den Film in seine Sammlung auf. Bei den Hong Kong Film Awards gewann Police Story den Preis für den besten Film. Es war das einzige Mal, dass ein Film mit Jackie in der Hauptrolle diesen Preis gewann. In der deutschsprachigen Wikipedia wird behauptet, der Film „bedeutete für Jackie Chan den endgültigen Durchbruch“, was natürlich Schwachsinn ist, da er zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre Lang DER Megastar in Asien war und ihm der Film auch keinen Mainstream-Durchbruch im Westen einbrachte. Aber egal: Wenn ihr Police Story wirklich noch nicht kennen solltet, schaut ihn euch an. Wenn ihr dann noch immer noch nicht überzeugt seid, dass Jackie der beste Actionstar seiner Generation ist, was macht ihr dann überhaupt hier?

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