Rush Hour 3
Deutscher Titel: Rush Hour 3
Originaltitel: Rush Hour 3
Erstveröffentlichung: 2007
Deutsche Erstveröffentlichung: 2007
Laufzeit: 91 Min.
Empfohlene Heimversion: Auch bei Teil 3 sind die weltweiten Blu-ray-Versionen so gut wie identisch.
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Der ständig plappernde, unkonventionelle Cop Carter (Chris Tucker) wurde aus irgendeinem Grund wieder zum Streifendienst verdonnert, wo er bei hübschen Ladys Nachsicht walten lässt, wenn sie ihm ihre Handynummer geben. Detective Lee (Jackie) ist ebenso wieder in Los Angeles und passt auf den chinesischen Botschafter Han auf, der vor dem Internationalen Strafgerichtshof eine Rede über die Gefährlichkeit der weltweit operierenden und 50 Milliarden Dollar schweren Triaden spricht.

Han entkommt bei einem Attentat nur knapp mit dem Leben. Als Jackie die Verfolgung aufnimmt, stößt er auf Carter, der es sich nicht nehmen lässt, auch diesmal wieder mit von der Partie zu sein. Die beiden versprechen Hans Tochter Soo Yung (die sie damals in Teil eins gerettet hatten), die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Die Spur führt diesmal nach Paris, wo das ungleiche Duo eine wilde Verfolgungsjagd und den üblichen Culture-Clash erlebt und eine Modeschau hijackt.

Dann gibt es noch Kenji, einen engen Freund von Lee aus seiner Zeit im Waisenhaus und Max von Sydow hat auch einen Auftritt. Aber die Geschichte ist auch in Teil 3 ohnehin wieder mager und nur ein Aufhänger für eine Reihe von Comedy- und Action-Set-Pieces. Rush Hour 3 ist ein erneut ein gefälliger 90-Minüter, bei dem man selten lacht, aber oft schmunzelt. Bereits der erste Rush Hour war 1998 eine etwas anachronistische Anlehnung an die Buddy-Moves der 80er. Neun Jahre später schien Teil 3 dann endgültig aus der Zeit gefallen und abgedroschen zu sein, auch wegen einiger seiner Gags, die als sexistisch wahrgenommen wurden. Diese altbackene Qualität ist vielleicht auch der Grund, warum die zweite Fortsetzung sehr mäßige Kritiken bekam und auch bei den Fans schlechter wegkam. Das Publikum bevorzugte härtere, weitaus realistischere Actionware wie den Bond-Reboot Casino Royale und The Bourne Ultimatum.

Wie auch für die beiden Vorgänger wurden wieder Gags und Stunts aus alten, besseren Jackie-Filmen wiederverwertet. Die Actionfinale waren in Teil 1 und 2 nicht besonders aufregend. Der Showdown in Teil 3 auf dem Eiffelturm ist minimal besser, auch wenn er, wie das Meiste in diesem Film, wenig Sinn ergibt. Jackie bewegt sich mit seinen 53 Jahren noch sehr gut, jedenfalls gut genug für diese Filme, deren Verkaufsargument nie wirklich die Action war, sondern Comedy. Chris Tucker hat zwar an Gewicht zugelegt, ist aber humoristisch auf Hochtouren und hat mindestens so viele gute Sprüche wie im ersten Teil. Wer deutsche Synchro schaut, ist wie immer selbst schuld. Der Womanizer Carter ist diesmal so überdreht, dass es für einige schon zu viel des Guten ist. Tucker war für mich jedoch immer das Beste an diesen Filmen. Zwischen 1998 und 2012 waren Chris Tuckers einzige Filmrollen jene der Rush Hour-Trilogie, für die er jeweils 3, 20 und schließlich 25 Millionen Dollar kassierte.

Noch etwas Allgemeines zur Action: Bei Hollywoodproduktionen kommt die Nicht-CGI-Action, also die Handarbeits-Action, meistens vom Fließband und wird schnell abgedreht und schlecht zusammengeschnitten. Herausragende Ausnahmen stellen etwa die John Wick-Filme dar. In diesem tollen Video eines sehr geschätzten YouTube-Kanals wird einleuchtend erläutert, warum die alte Jackie-Action Hollywood so sehr überlegen ist: Jackie Chan – How to Do Action Comedy

Dass am Ende des Films ein Pariser Taxifahrer den Tag rettet, weil er nicht auf seine Frau gehört hat, hat auch was. Die Outtakes zum Schluss sind lustig, für manche sogar lustiger als den Film selbst. Auch nett: Nach den Outtakes rappt während des Abspanns CeeLo Green mit seiner hellen Stimme über der Titelmelodie von Lalo Schifrin (Mission: Impossible, Dirty Harry). Jackie konnte mit den Rush Hour-Filmen nie besonders viel anfangen und war besonders von Teil 3 enttäuscht. Die meisten Leute sind sich einig, dass die Rush Hour-Reihe immer schwächer wurde. Ich dagegen finde, Teil 3 hat die besseren Sprüche und witzigere Ideen als Teil 2. Alle drei Teile sind sich in Wahrheit extrem ähnlich, haben denselben Stil, dieselbe Dynamik und denselben Rhythmus, und sehr wenig qualitative Unterschiede.

Brett Ratner ist ein vulgärer Regisseur, der aus kulturellen Stereoptypen und Sexismen Unterhaltung erzeugt, weswegen es ihm schwerfallen dürfte, in der Post-MeToo-Ära, deren Opfer er wurde, wieder Fuß zu fassen. Und weil wir gerade bei Sexualdelikten und Vulgärem sind: Kein Geringerer als Roman Polański tritt in Rush Hour 3 in einer Nebenrolle als Pariser Polizeikommissar auf. In einer für viele bizarr anmutenden Szene lässt er Carter und Lee mit Telefonbücher verprügeln und führt dann (nicht vor der Kamera) eine Leibesvisitation durch. Bedeutet: Bei beiden Herren Gummihandschuh hinten rein. Seit seiner Anklage in Los Angeles wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen lebt Polański in Frankreich, wo er keine Auslieferung and die amerikanischen Behörden zu befürchten hat.

Angeblich war Polański ein Fan der ersten beiden Rush Hour-Filme und bat Ratner um eine kleine Rolle. Ratner soll auch ein großer Fan des Oscar-prämierten Regisseurs sein und erfüllte ihm den Wunsch gerne. Rush Hour 3 ist ein schön dämlicher Film, der sich mit einer kleinen Dosis Exposition von einer Szene zur nächsten hantelt und in dem sehr viele unlogische Dinge passieren. Statt richtig guten Actionszenen bekommen wir eine solide, effiziente, kurzweilige Komödie. Es ist zwar wieder nur ein Aufguss, der aber noch genug Pep hat, um zu unterhalten. Ja, es ist Fast Food, aber gutes, altmodisches Fast Food.
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Bewertung:







