The Spy Next Door
Deutscher Titel: Spy Daddy
Originaltitel: The Spy Next Door
Erstveröffentlichung: 2010
Deutsche Erstveröffentlichung: 2010 (DVD)
Laufzeit: 94 Min.
Empfohlene Heimversion: Man könnte sich die deutsche Blu-ray kaufen, wenn man das wirklich möchte.
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Bob Ho (Jackie) lebt in einer typischen amerikanischen Vorstadtsiedlung und datet seit drei Monaten seine Nachbarin Gillian, eine attraktive, alleinerziehende Mutter. Sie wären eigentlich beide bereit für nächsten Schritt und würden heiraten, aber Gillians Kinder hassen den nerdigen „Langweiler“ von nebenan. Sie laufen sogar weg, wenn er zu Besuch kommt. Bob Ho gibt sich als Kugelschreiber-Importeur aus, ist aber in Wahrheit ein superkompetenter Agent, der für die CIA arbeitet.

Wer Gillian heiratet, der heiratet drei Kinder gleich mit (sowie ein Schweinchen, eine Katze und eine Schildkröte). Bob ist jedoch guter Dinge, die Teenie-Tochter, den smarten Außenseiter und die 4-jährige Prinzessin für sich gewinnen zu können: „I’ve brought down dictators. How tough can three kids be?“ Für die Familie nebenan will Bob sein Leben als Geheimagent zurücklassen. Als jedoch eines der Kinder unabsichtlich eine geheime Datei auf seinem Computer herunterlädt, können ihn russische Superschurken finden, die ihn ausschalten wollen. Als Gillian wegfahren muss, verspricht Bob auf die drei Kinder aufzupassen. Danach will er ihr sein Geheimnis über seinen alten Beruf verraten.

Zunächst muss sich der Ex-Spion mit drei Kindern herumschlagen und schließlich mit den russischen Schurken. Stellt euch True Lies vor, aber 100 Mal verdünnt und mit zehnmal schwächerer Action und zehnmal schwächeren Gags. Regisseur Brian Levant hat allerlei müde, seichte, familienfreundliche Filme gedreht, unter anderem Jingle All the Way (Versprochen ist versprochen) mit Arnold Schwarzenegger. The Spy Next Door ist jedoch eine neue, tiefere Stufe und nur für Kinder erträglich.

Ich bin jedoch überhaupt nicht der Meinung, dass ein Film so ultraseicht und flach sein muss, nur weil er für Kinder gedacht ist und kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand von den Verantwortlichen stolz auf dieses Werk war. Wenigstens erkennt man schon am Poster, dass der Film Schrott sein muss. Auch, weil mit dem Weichspül-Comedian George Lopez und Mr. Achy Breaky Heart himself, Billy Ray Cyrus, die Namen zweier amerikanischer B-Promis draufstehen. Lopez und Cyrus wurden beide für ihre unterirdische Leistung in diesem Film zu Recht für die goldene Himbeere nominiert. In seiner ersten Szene schaut Cyrus gleich mal kurz in die Kamera.

In der deutschsprachigen Wikipedia steht (Stand: Februar 2022), The Spy Next Door sei ein Direct-to-DVD-Film, was falsch ist. Er sieht zwar vielleicht so aus, wurde aber im Ursprungsland USA in den Kinos gezeigt. In die deutschen Kinos schaffte er es aber offenbar tatsächlich nicht. Muss man erwähnen, wie enttäuschend es ist, jemanden wie Jackie, der das Actionkino revolutioniert hatte und auch schauspielern kann, wenn er will, in diesem Machwerk zu sehen? „Very depressing film for a Jackie Chan fan“, postete jemand im Internet.

„Taffer Actionheld hat Stress mit Kindern“ hat mit Arnie in Kindergarten Cop noch halbwegs gut funktioniert. 2016 gab es davon eine Direct-to-DVD-Fortsetzung mit Dolph Lundgren. Die Disney-Produktion The Pacifier (Der Babynator) mit Vin Diesel von 2005 habe ich mir nicht angesehen und habe auch keine Absicht, das zu tun. 2010 kam The Spy Next Door nur eine Woche vor dem sehr ähnlich angelegten und minimal sympathischeren Tooth Fairy (Zahnfee auf Bewährung, 2010, ebenso Disney) mit Dwayne Johnson in die amerikanischen Kinos. In der Filmindustrie ist es nicht unüblich, dass konkurrierende Studios versuchen, einander das Publikum mit sehr ähnlichen Stoffen zu klauen. (Andere Beispiele: Missing in Action kam 1984 ein halbes Jahr vor Rambo: First Blood Part II heraus, ebenso wie No Strings Attached [Freundschaft Plus, Jänner 2011] vor Friends with Benefits [Freunde mit gewissen Vorzügen, Juli 2011].) „Taffer Actionheld hat Stress mit Kindern“ funktioniert bei Jackie weniger gut, weil die chinesische Frohnatur ohnehin drollig daherkommt, nicht so eine grobe Kante hat wie Schwarzenegger oder Diesel und obendrein körperlich nicht viel größer ist als die Kinder.
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