Jackie Chan Mega-Marathon LXIII

1911 Revolution

Deutscher Titel: 1911 Revolution
Originaltitel: Xin hai ge ming
Englischer Titel: 1911 Revolution
Alternativtitel: 1911
Erstveröffentlichung: 2011
Deutsche Erstveröffentlichung: 2012
Laufzeit: 121 Min.
Empfohlene Heimversion: Die deutsche Blu-ray von Splendid ist in Ordnung.

Nach über 250 Jahren Herrschaft liegt die Mandschu-Dynastie 1911 im Sterben und klammert sich noch verzweifelt an ihre Macht. Überall im Land lehnen sich Revolutionäre auf, angeführt vom idealistischen Dr. Sun Yat-sen. Dessen rechte Hand Huang Xing (Jackie) ist ein vom Krieg gezeichneter Revolutionsführer. Während der Aufstände reist Dr. Sun nach London, um dort die Banken davon zu überzeugen, der degenerierten Mandschu-Regierung keinen Kredit für den Krieg zu gewähren.

Der Film zeigt uns mehrere historische Aufstände und zentrale Ereignisse der Xinhai-Revolution von 1911. Das Spektakel und die visuelle Inszenierung stimmen, aber von einer brauchbaren Dramaturgie oder einem funktionierenden Handlungsbogen ist leider keine Spur. 1911 Revolution sieht aus wie ein Kriegsfilm und hat Handlungsszenen wie ein Kriegsfilm, ist aber zusammenhangsloser Murks. So sollen wir gleich zu Beginn um den Tod junger Märtyrer trauern, die wir nie kennengelernt haben. Schlachtszenen werden aneinandergereiht und wenn die Action vorbei ist, wird dem Zuschauer erklärt, ob diese spezielle Schlacht von den Revolutionären gewonnen wurde oder nicht.

Auch sonst dominieren Texteinblendungen den Film, von denen es gefühlte 100 gibt. Vor allem in der ersten Hälfte des Films wird so viel Kriegsgeschichte reingepackt, dass das Ganze damit immer wieder kontextualisiert wird. Dazu kommen dutzende Akteure, die oft nur sehr kurz auftreten und deren Name und Zugehörigkeit ebenso immer eingeblendet wird. 1911 Revolution ist oft merkwürdig und unbefriedigend zusammengeschnitten, so als wäre es ein 5-Stunden-Film, der auf zwei Stunden runtergekürzt werden musste. In einer Szene fliegen Soldaten Bomben um die Ohren, dann erfolgt ein harter Schnitt und Offiziere unterhalten sich bei Suppe über den Kriegsfortschritt.

Hundert Jahre nach der Revolution von 1911 erschien 2011 dieser für ein westliches Publikum befremdliche, patriotische Kriegsfilm. Nach der Jahrtausendwende sind chinesische Filme immer größer und teurer geworden, aber nicht unbedingt besser. Das Budget war bei 1911 Revolution zwar vorhanden, aber leider kein erzählerisches Geschick. Es gibt viele Tote und elegische Musik, mit der um jeden Preis Dramatik erzeugt werden will. Wenn das gut gemacht wäre, dann würde es auch bei jemanden funktionieren, der keinen Bezug zu diesen Ereignissen hat. Ein teurer Epos über die Revolution, mit der sich die Chinesen des marodierenden Feudalismus entledigen, hätte interessant sein können und es ist schade, dass er nicht besser gehandhabt wurde.

Jackies Rolle ist eher klein und er ist keine interessante Figur. Was kann man Positives über diesen Historienfilm sagen? Nun ja, es gibt sicher Schlimmeres als teure Kostümfilme und visuell ist er um einiges besser als fast alle chinesischen Produktionen, auch aus der Zeit. Es standen offensichtlich ein oder mehrere Filmsprengstoff-Experten zur Verfügung, denn die Explosionen sehen gut aus. Eine der wenigen interessanten Szenen ist die, in der Dr. Sun mit Sekt-schlürfenden europäischen Bankern streitet, die mit ihrem Geld den Krieg gegen die revolutionäre Bewegung mitfinanzieren. Denen ist Geld wichtiger als das Leben chinesischer Bürger.

Dass für Frauenrollen in einem historischen Kriegsfilm kaum ein Platz ist, ist nachvollziehbar. Auch hier pflegen sie vor allem Wunden und sammeln Tote auf. Doch warum beginnt die Mandschu-Herrscherin, die zunächst als taffe Regentin eingeführt wird, in zwei Szenen zu weinen? In einer davon will sie ihre Untergebenen dazu bringen, ihr Privatvermögen für den Krieg herzugeben. Mir ist bewusst, dass Frauen auf Befehl weinen können und es soll schon vorgekommen sein, dass sie das auch einsetzen, um das zu bekommen, was sie wollen. Aber mir stellt sich dennoch die Frage: Ist das historisch korrekt oder einfach nur dämlich?

1911 Revolution hält den Nationalismus hoch und die Botschaft, dass junge Männer heldenhaft ihr Leben opfern müssen, um anderen ein besseres Leben und eine gute Zukunft zu sichern, wird sicher nicht bei jedem gut ankommen. Am Ende wird in der letzten der ca. 100 Texteinblendungen erklärt, dass in jüngeren Jahren die Kommunistische Partei schließlich dem chinesischen Volk zu einer Regeneration verholfen hätte und diese dabei dem Geist von Sun Yat-sen gefolgt sei. Das tut selbst mit nur wenig Hintergrundwissen beim Lesen weh.

Bewertung:

1911

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